Page 96 - WS Chemie 2020
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3 WISSENSWERTES / REINIGUNGSMITTEL E/D/E
HAUTSCHUTZ MIT SYSTEM
WISSENS-
WERTES
• den Kontakt zwischen dem einwirkenden Schadstoff und der
Epidermis Haut völlig verhindert
Letzteres ist dann der Fall,
• wenn sich Schadstoff und Hautschutzpräparat nicht ineinander
lösen und
Corium • wenn der Schadstoff das Hautschutzpräparat nicht durchdringt
Wasserlösliche Hautschutzpräparate (fettfreies Gel mit Fest-
stoffen, fettarme O/W-Emulsion) kommen aus diesem Grund dort
zum Einsatz, wo die Haut vorwiegend fettlöslichen Schadstoffen
ausgesetzt wird (Öle, Fette, Lösemittel, etc.). Hier wird im Übrigen
Subkutis auch die Hautreinigung bei z. B. stark haftenden Berufsstoffen
wesentlich erleichtert. Wasserunlösliche Präparate (W/O-Emul-
sionen) dagegen beim Umgang mit wasserlöslichen Stoffen wie
Die äußere Schicht der Haut, die Oberhaut oder Epidermis, Wasser, Alkohol, Desinfektionsmittel etc. Nicht selten jedoch ist zu
unterliegt einem ständigen Erneuerungsprozess. Neu gebildete beobachten, dass ein häufiger Wechsel zwischen dem Einwirken
Haut zellen wachsen nach außen, altern, verhornen und werden von fettlöslichen und wasserlöslichen Substanzen stattfindet.
abgestoßen. Dank dieser sogenannten Hornschicht bietet die Haut Hier ist als Kompromiss der Einsatz von Hautschutzsalben mit
einen wirksamen Schutz gegen mechanische Einwirkungen. Der dualistischem Wirk system vorzusehen.
Raum zwischen den Hornzellen ist von einem Gemisch unter-
schiedlicher Fette (Lipide) umgeben. Eine Schicht ähnlicher Fette,
Wasser und andere Substan zen bildet den äußeren Oberflächen-
film auf der Haut – die sogenannte Hydrolipidschicht, auch Säure-
schutzmantel genannt.
Sie weist einen pH-Wert um 5–6 auf, wodurch das Wachstum von
bestimmten Mikroorganismen behindert wird. Auch die Kompo-
nenten der Hydrolipidschicht werden ständig nachgebildet.
Hornschicht und Hydrolipidschicht bilden nicht nur eine wesentliche
Barriere gegen chemische, mikro-biologische und mechanische
Ein wirkungen, sondern sind auch eine wichtige Sperre für die HAUTREINIGUNG
Wasserabgabe des Körpers. Dadurch tragen sie wesentlich zur Er- Grundsätzlich sollte die Hautreinigung gründlich, aber gleichzeitig
haltung der Funktionsfähigkeit von Zellen und Geweben bei. Die auch haut schonend sein.
Haut ist also ein äußerst lebendiges und wichtiges Organ und die Dies erfordert eine Hautreinigung nach Maß, wobei die
Aufrecht erhaltung ihrer umfassenden Funktionen macht es zwin- Zusammensetzung des Reinigungsmittels und die Häufigkeit der
gend notwendig, ihrer Schädigung und Erkrankung vorzubeugen. Waschvorgänge, der Art und dem Grad der jeweiligen Ver-
schmutzung angepasst sein muss.
Wie wird die Haut geschädigt?
Was auch immer von außen auf den menschlichen Körper ein- Ein Hautreinigungsmittel muss die Verschmutzung restlos ablösen:
wirkt, es trifft zunächst auf die Haut, die daher durch äußere Auf der Haut verbleibende Schmutzreste können sonst leicht zu
Einflüsse in besonderem Maße belastet wird. Hauterkrankungen führen. Die gewünschte Ablösung der Ver-
schmutzung wird durch waschaktive Substanzen, Seifen oder
Physikalische Einwirkungen wie Hitze, Kälte oder Reibung können synthetische Detergenzien (Syndets) erreicht. Es hat sich gezeigt,
die Haut beschädigen. Arbeiten in feuchter Umgebung beein-
Reinigungsmittel trächtigen den Säureschutzmantel; ölige, fettige Flüssigkeiten Lassen sich Verschmutzungen durch waschaktive Substanzen allein
dass Syndets den herkömmlichen Seifen prinzipiell überlegen sind.
tragen die Fettschutzschicht ab und Chemi kalien können zu
nicht entfernen, so muss der Schmutz zusätzlich durch ein mecha-
Reizungen, Entzündungen oder zur Zerstörung der Haut führen.
nisch wirkendes Reibemittel gelockert werden.
3 Pilze, Bakterien und Viren können unterschiedlichste Hautkrank-
heiten verursachen.
Hinzu kommt, dass nicht selten Fehler beim Umgang mit der Haut
gemacht werden, z. B.: Tätigkeiten, bei denen
• die Hände mehr als zwei Stunden pro Tag Feuchtigkeit ausge-
setzt sind
• flüssigkeitsdichte Handschuhe länger als zwei Stunden getragen
werden müssen
• die Hände häufig bzw. intensiv gereinigt werden müssen
• mit hautschädigenden Stoffen Kontakt besteht, z. B. alkalischen
und stark sauren Lösungen, Detergenzien, Desinfektionsmitteln,
organischen Lösemitteln
• physikalische Reize auf die Haut einwirken, z. B. Kälte, Hitze,
Staub, Metall späne, mineralische Fasern
Was leistet der vorbeugende Hautschutz?
Hautschutzpräparate bilden im Idealzustand eine Schicht, die
• sich hautphysiologisch völlig neutral verhält
• den Arbeitsprozess weder direkt noch indirekt beeinträchtigt und
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