Page 56 - WS Chemie 2020
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2 WISSENSWERTES / SCHMIERSTOFFE E/D/E
MULTIFUNKTIONEN SCHMIERSTOFFARTEN
DER SCHMIERSTOFFE Flüssige Schmierstoffe Konsistente Schmierstoffe Feste Schmierstoffe
WISSENS- Feste Schmierstoffe
WERTES Fettöle Schmierwachse
(tierisch/pflanzlich) mit Schichtgitter-
Die Funktionen eines Schmierstoffes können vielfältig und je nach struktur
Einsatzfall allein oder kombiniert erforderlich sein. Neben der Mineralöle Schmierfette Kunststoffe
Pri märanforderung an den Schmierstoff – maximale Kraftüber
tragung bei minimaler Reibung und minimalem Verschleiß – müssen Syntheseöle Schmierpasten Metalle
oftmals unterschiedliche Sekundäreigenschaften erfüllt werden,
wie z. B. Wasserbeständigkeit, Chemikalienbeständigkeit, Suspensionen
Dispersionen
Kunst stoffverträglichkeit oder Korrosionsschutz. Für eine lange
Lebensdauer von Maschinen bzw. Maschinenbauteilen ist neben Emulsionen
einer regelmäßigen Wartung die richtige Schmierung von großer Trennstoffe,
Bedeutung. Schmierstoffe erhöhen den Wirkungsgrad und die Rostschutz
Lebensdauer von Ma schinen, indem sie Reibung, Korrosion und
somit vorzeitigen Verschleiß vermeiden. Sie sorgen für eine gute Gleitlacke Gleitlacke
Wärmeabfuhr, dämpfen Schwingungen, verhindern das Eindringen
von festen und flüssigen Stoffen an Dichtstellen und bewirken Gasförmige Schmierstoffe Luft
damit eine Senkung von Reparatur und Wartungskosten. Da
jeder Spezialschmierstoff für spezifische Anwendungen bestimmt
ist, empfehlen wir, sich an unsere kompetenten Fachberater
zu wenden, die gemeinsam mit Ihnen eine fachgerechte und
wirtschaft liche Problemlösung finden.
Öle
Eine Ölschmierung ist immer dann zu empfehlen, wenn aufgrund AUFBAU VON
hoher Dreh zahlen oder hoher Temperaturen eine Fettschmierung HOCHLEISTUNGS-
nicht möglich ist. Schmieröle sorgen bei der Entstehung von ÖLEN
Schmierstoffe zudem ermöglichen sie durch ihre hohe Viskosität eine gute Erstraffinate
Rei bungs oder Fremdwärme für die notwen dige Wärmeabfuhr,
Ausgangsprodukt Erdöl.
Schmierstoffverteilung und sorgen dadurch auch für eine Rein
Ältestes Gewinnungs
haltung der Schmierstellen. Grundstoffe für Schmieröle sind
2 Mineral oder Syntheseöle, die für bestimmte Anforderungen verfahren für Schmier
mit unterschied lichen Additiven versetzt werden. Sie unterscheiden und Hydraulik öle, viele
sich u. a. in der Mischbarkeit, dem Temperaturverhalten, der Standardprodukte sind
Schmier fähigkeit, den Herstellungskosten. heute noch Raffinat.
Grundöl-Raffinate Zweitraffinate
Bis auf pflanzliche Öle wie z. B. Rapsöl werden alle Grundöle Ausgangsprodukt Altöl.
für Schmier und Hydrauliköle sowie auch Kraftstoffe, Heizöle,
Bitumen und auch viele Kunststoffe (Plastik) aus Erdöl gewonnen. ADDITIVE
Die hohen Anforde rungen an Schmier stoffe können nur
durch Öle mit speziellen, öllöslichen Zusätzen (Additiven) erfüllt
werden. Art und Menge der Additive müssen auf den jeweiligen
PRINZIPIELLER AUFBAU Anwendungsfall genau abgestimmt sein.
VON SCHMIERSTOFFEN UND HYDRAULIKÖLEN Der Additivanteil kann von weniger als 1 % bis zu 25 % betragen.
Das Leistungsver mögen der fertig formulierten Schmierstoffe muss
Grundöle + Additive = Schmieröle/ Hydrauliköle in umfangreichen genormten und praxisnahen Tests nachgewiesen
werden.
Konventionelle Oberflächenwirksame Produktgruppen
• Raffinate • Detergenzien • Schmieröl allgemein
• Dispersants • Zweitakt-Motoröle ADDITIVAUFBAU
Unkonventionelle
• Hydrocracköle • Hochdruck/ • Traktoröle Oberflächenwirksame Additive
Verschleißschutz
• Getriebeöle
(HC-Synthese) • Korrosions-/ Rostschutz • Automatgetriebeöle Viele Additive sind so genannte oberflächen oder grenzflächen
• Synthetische aktive Stoffe, deren Aufbau man im Prinzip mit einem Streichholz
Kohlenwasserstoffe • Reibwertveränderer (Automatic Trans-
mission Fluid ATF)
• Synthetische Ester Ölverbessernde • Hydrauliköle vergleichen kann: Im Kopf des Streichholzes sind die Wirkstoffe
• Polyglykole • Viskositäts verbesserer konzentriert, man nennt dies die „polare Gruppe“. Sie wird z. B.
• Pourpoint- Verbesserer von Wasser, Säuren, Metallen oder von Rußpartikeln „angezogen“.
Biogene Öle • Elastomeraufqueller
• Rapsöle (wenn das Grundöl die Hierdurch können sich auf den genannten Stoffen pelzartige Filme
• Konventionelle und Die verschiedenen bilden, die bestimmte Wirkungen ausüben (z. B. Verhinderung
unkonventionelle Elastomere verändert) Produktgruppen von Zusammen ballung und Ablagerung, Schutz vor Verschleiß und
Grundöle (ohne Ölschützende unterscheiden sich Korrosion, Neutralisierung von Säuren). Der Stiel des Streichholzes
Polyglykole), werden • Alterungsschutz voneinander und besteht aus einem Kohlenwasserstoffrest (R) und ermöglicht erst
sowohl pur als auch • Metalldeaktivatoren auch innerhalb einer die Löslichkeit des Additivs im Grundöl.
in unterschiedlichen • Antischaum Gruppe durch
Mischungen unter- • Grundöle:
einander eingesetzt. Art, Kombination Ölverbessernde Additive
• Rapsöl wird nur als • Additive: Andere Additivtypen bestehen nur aus Kohlenwasser stoffen
biologisch schnell Art, chemische Struktur, spe zieller, hoch molekularer Struktur, diese sind „unpolar“.
abbaubares Hydraulik- Menge Sie werden nicht von Wasser, Säure, Ruß partikeln oder Metallen
öl eingesetzt.
„angezogen“, sondern beein flussen nur das Öl.
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