Page 957 - WS Befestigungstechnik
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Sichern von Schraubverbindungen
                                                                                            zur Übersich
                                                                                                       zur Übersichtt
       Eine Schraubenverbindung sollte so ausgelegt sein, dass die aufgebrachte Vorspannkraft unter Betriebsbeanspruchung weitestgehend erhalten
       bleibt. Zwar kann in einigen Fällen ein deutlicher Vorspannkraftverlust geduldet werden, allerdings gilt es, ein vollständiges Auseinanderfallen der
       Schraubenverbindungen zu verhindern.
       Mechanismus des selbsttätigen Lösens
        Kriechen                   Setzen                                        Relativbewegungen
        Zeitabhängiges Überschreiten   Einebnen von                          zwischen den Kontaktflächen
        der Werkstofffließgrenze   Oberflächenrauheiten
                                                               bis zum endgültigen        bis zum Auseinanderfallen
                                                               Gleichgewicht:             infolge des Aufhebens des
                                                               inneres Losdrehmoment      Selbsthemmungsmomentes
                                                               ≤ Selbsthemmungsmoment


                              Lockern                                          Selbsttätiges Losdrehen


                                                     Vorspannkraftabfall

       Maßnahmen
                    Kraftschuss (Vorspannung) erhalten            Losdrehen verhindern     Auseinanderfallen verhindern


             Flächenpressung               Setzbetrag           Materialschluss     Formschluss     Selbsthemmung
               herabsetzen                ausgleichen             herstellen        herstellen         erhöhen


                      Lockerungssicherung vorsehen              Losdrehsicherung vorsehen   Verliersicherung vorsehen

       Quelle: DIN 25201-4
       Lockern
       Risiko
       Statische Belastungen in axialer Richtung, hervorgerufen durch Montagekräfte und/oder erste Betriebslasten, können
       zu Setzerscheinungen führen. Dadurch kann es unter Umständen zum vollständigen Verlust der Vorspannkraft in der
       Schraubverbindung kommen.
       Setzerscheinungen sind nicht nur von den anliegenden Kräften abhängig, sondern auch von der Anzahl der Trennfugen
       der verspannten Bauteile und der Oberflächenbeschaffenheit der Bauteile, wie z. B. Rauheit und Lackschichten. Auch
       eine geringe Bauteile festigkeit kann zu Setzerscheinungen führen, was durch ein Fließen/Kriechen des weichen
       Materials hervorgerufen wird.
       Maßnahmen
       Der Einsatz von Setzsicherungen oder geeignete konstruktive Maßnahmen können dem Vorspannkraftverlust entgegen-
       wirken. Um Setzverluste in einer Schraubverbindung so gering wie möglich zu halten, ist die Anzahl der Trennfugen
       zwischen den Bauteilen zu minimieren. Jede unnötige Unterlegscheibe bringt eine zusätzliche Trennfuge ein. Auch der
       Einsatz von „weichen“ Scheiben nach DIN 125 mit einer Härte von 140 HV in einer hochfesten Schraubverbindung mit
       Schrauben der Festigkeitsklasse ≥ 8.8 ist daher zu vermeiden.
       Durch die Wahl einer größeren Klemmlänge der Schraube, z. B. durch den Einsatz von Dehnhülsen, können Vorspannungsverluste durch eine größere
       elastische Dehnung aufgefangen werden. Gleiche Effekte erzielen Dehnschaftschrauben und Schrauben mit Vollgewinde oder höhere Vorspannkräfte
       durch Einsatz von Schrauben in einer höheren Festigkeitsklasse.
       Sind diese Maßnahmen nicht anwendbar, können Setzbeträge mit einer Spannscheibe nach DIN 6796 in begrenztem Rahmen ausgeglichen werden.
       Hierbei ist zu beachten, dass das Bauteil unter der Spannscheibe eine entsprechend hohe Härte aufweist, nicht unter der Belastung fließt und die
       Spannscheibe sich nicht einarbeitet.
       Selbsttätiges Losdrehen
       Risiko
       Sind dynamische Querbelastungen so groß, dass sich die verspannten Bauteile zueinander verschieben
       können, wird dadurch ein Losdrehmoment erzeugt, das die Selbsthemmung im Gewinde und in den
       Auflageflächen überwinden kann. In Abhängigkeit zur Frequenz des Belastungswechsels kommt es zur
       Lockerung und schließlich zum vollständigen Auseinanderfallen der Verbindung.
       Maßnahmen
       Je nach den baulichen Gegebenheiten kommen hier konstruktive Maßnahmen zum Einsatz oder
       sichernde Produkte. Die folgenden Maßnahmen können Anwendung finden (siehe auch DIN 25201 4).
       ▶ Erhöhung der Ausgangsspannung (Vorspannkraft)
       ▶ Erhöhung der Elastizität der Schraube
       ▶ Erhöhung der Reibung an den Auflageflächen von Schraube und Mutter und/oder im Gewinde
       ▶ Begrenzung eines eventuellen Querschlupfes (Verwendung von Passschrauben oder Stiften)
       ▶  Verwendung von sperrenden Verbindungselementen zur Verhinderung der Relativbewegung von Schraube bzw. Mutter
       ▶ Verkleben (Flüssigklebstoff oder mikroverkapselter Klebstoff)
                                                                                                          TI/2019.10/DE

       TI-256
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